Sodabuckel: Stadt wirft Baufirma raus
Unter der Rubrik „Was wir besonders gut können“ schreibt Michel Bau ĂŒber sich selbst: „Seit mehr als 25 Jahren haben wir unser Kompetenzfeld Bauen fĂŒr den Umweltschutz kontinuierlich gestĂ€rkt. Heute sind wir in diesem Bereich bundesweit eines der erfolgreichsten und renommiertesten Unternehmen.“ Die Webseite stellt auch einige entsprechende Bauprojekte vor. Den NeuschlöĂer Sodabuckel suchen Leser dort aber vergebens. Und das hat seinen Grund: Michel Bau ist raus. Die Stadt Lampertheim hat den Vertrag gekĂŒndigt, nachdem die Arbeiten zur Sanierung des altlasten-belasteten WaldstĂŒcks monatelang nicht richtig vorankamen.
In einem Schreiben an die Anwohner erlĂ€utert BĂŒrgermeister Gottfried Störmer, Michel Bau sehe sich seit Pfingsten nicht in der Lage, die AuffĂŒllerde in der geforderten QualitĂ€t zu liefern. Es sei davon auszugehen, dass sich das nicht Ă€ndere.
Nun ist ja kaum anzunehmen, dass es auf dem Markt Lieferprobleme fĂŒr sauberen Boden gibt. Es sieht fĂŒr Beobachter eher so aus, als wolle er ganz bewusst nicht gekauft werden. Vielleicht weil die Erde in der geforderten QualitĂ€t teurer ist als in der Kalkulation angenommen. Vielleicht sogar so viel teurer, dass es fĂŒr das Unternehmen unterm Strich gĂŒnstiger ist, den Auftrag zu verlieren.
Fakt jedenfalls ist, dass Michel Bau mit seinem Angebot auf die nationale Ausschreibung die geringsten Kosten aufgerufen und genau deshalb den Zuschlag von der Stadt bekommen hatte. Jene Ingenieure und Baufirmen, die die Sanierung der mehr als hundert bewohnten GrundstĂŒcke in NeuschloĂ ĂŒbernommen hatten, gingen leer aus.
Genau diese Fachleute ziehen schon lange die Augenbrauen hoch, wenn sie auf das gĂŒnstige, siegreiche Angebot angesprochen werden. Es war bisher freilich schwierig zu unterscheiden, ob das die pflichtgemĂ€Ăe Reaktion aus den Reihen der unterlegen Firmen ist – oder tatsĂ€chlich Bedenken schon von Anfang an begrĂŒndet sind, ob zu den vereinbarten Konditionen tatsĂ€chlich wirtschaftlich geliefert werden kann. Klar ist jetzt jedenfalls: Michel Bau liefert nicht.
Damit sind zwei weitere Dinge offenkundig: Die zunĂ€chst unterlegenen Unternehmen dĂŒrften eine neue Chance bekommen, beim Projekt Sodabuckel einzusteigen. Die Stadt sagt, zwei Firmen mit Interesse an dem Folgeauftrag erarbeiteten bereits ihre Angebote. Und: Es wĂ€re eine Ăberraschung, wenn die Sanierungskosten auf dem Niveau des jetzt gescheiterten Vertrags blieben. Die Sanierung des Sodabuckels dĂŒrfte also fĂŒr die Stadt teurer werden.
Offen ist hingegen noch, ob das Ganze den Zeitplan durcheinander wirft. Naheliegend ist der Gedanke schon, wenn die Baustelle seit Pfingsten ruht. BĂŒrgermeister Störmer gibt sich in dem Schreiben an die Anwohner jedoch optimistisch. Zwar könnten die Arbeiten erst im nĂ€chsten Jahr weiter gehen. GegenwĂ€rtig wĂŒrden aber „Möglichkeiten zu einer Beschleunigung der Arbeiten geprĂŒft, so dass die Stadt Lampertheim das ursprĂŒngliche Sanierungsziel einer Rekultivierung des SodabuckelgelĂ€ndes im FrĂŒhjahr 2016 weiterhin anstrebt.“
Die Verwaltung wird nach eigenen Angaben in den nĂ€chsten Tagen prĂŒfen, ob fĂŒr die Ăberwinterung der Baustelle noch Dinge zu erledigen sind – geht aber davon aus, dass das nicht der Fall ist. Der Sodabuckel sei schon zur Stillstandszeit seit Pfingsten in gesicherten Zustand hinterlassen. Immerhin eine gute Nachricht.
So berichten andere: SĂŒdhessen Morgen.