Der Dioxinwall verschwindet bald
Eine wichtige gute Nachricht besonders fĂŒr jene NeuschlöĂer, die direkt am Sodabuckel wohnen: Der Dioxinwall wird nun doch nicht erst mit der Gesamtsanierung des Sodabuckels beseitigt, sondern schon frĂŒher. Stadt und Land haben sich darauf verstĂ€ndigt, die wahrscheinlich gröĂte Gefahr, die von der gesamten Ablagerung ausgeht, schon wĂ€hrend der Sanierung der angrenzenden bewohnten GrundstĂŒcke zu beseitigen – also voraussichtlich im Jahr 2010. Der Einigung vorangegangen sind zahlreiche Verhandlungen des Projektbeirats und des Vereins Altlasten NeuschloĂ hinter den Kulissen.
Die GesprÀche liefen unter anderem mit dem hessischen Umweltministerium, dem RegierungsprÀsidium, dem Kreisgesundheitsamt, der Stadtverwaltung, den Sanierungsplanern und politischen Vertretern von Ortsbeirat, Stadt und Land.
(Zum Sodabuckel siehe auch unsere Fotostrecke Blick hinter den Zaun.)
Und so sieht die Einigung aus: Das Land lĂ€sst den DioxinhĂŒgel abtragen – und die Stadt ist damit einverstanden, dass das Material im mittleren Teil des Sodabuckels eingebracht und gesichert wird. ZunĂ€chst hatte das Land geplant, auf den angrenzenden bewohnten GrundstĂŒcken wĂ€hrend des fĂŒnften Sanierungsabschnitts die Erde drei Meter tief auszutauschen. Die mĂ€chtige Baugrube hĂ€tte mit einem Verbau (Spundwand) aufwendig gegen den Dioxinwall gleich nebenan gesichert werden mĂŒssen.
Projektbeirat und Stadt haben in GesprĂ€chen mit den Sanierern daraufhin gedrungen, auf diesen Verbau zu verzichten – und das Geld stattdessen besser fĂŒr einen Abtrag des Dioxinwalls zu verwenden. Die Idee ĂŒberzeugte letztlich alle Seiten. Das Land bezahlt also nicht eine Spundwand, die nur kurz gebraucht worden wĂ€re, sondern die Beseitigung des Walls – nach der eine aufwendige Absicherung der Baugrube nicht mehr nötig ist; sie kann einfach angeböscht werden.
Mit diesem Vorgehen wird etwa ein Drittel der SĂŒdflanke des Sodabuckels saniert. Der Dioxinwall liegt zwischen dem Bolzplatz und den nordöstlichen Buchenweg-GrundstĂŒcken. Die Sanierungsplaner gehen davon aus, dass sie etwa 600 Kubikmeter hochgradig mit Dioxin belastete Erde und weitere 400 Kubikmeter Erde abtragen mĂŒssen, um die nötige Böschung zu erzeugen.
Das Dioxin kommt oben auf den HĂŒgel
Das vergiftete Material wird in eine Mulde im oberen Teil des Sodabuckels gebracht. Die FlĂ€che dort ist 1.170 Quadratmeter groĂ. Im Schnitt kann etwa zwei Meter hoch aufgefĂŒllt werden. Darauf kommen ein Vlies und eine 40 Zentimeter dicke Erdschicht; das soll dafĂŒr sorgen, dass der Wind die Gifte nicht herumweht und Tiere wie Wildschweine das Dioxin nicht aufwirbeln.
Lieber wĂ€re dem Projektbeirat natĂŒrlich eine Entsorgung in einer Deponie gewesen – doch das hĂ€tte ein Vielfaches der Kosten verursacht und die aktuelle Lösung unmöglich gemacht. In der Folge wĂ€re damit der völlig ungesicherte Dioxinwall noch viele Jahre direkt neben den GĂ€rten im Buchenweg liegen geblieben – die deutlich schlechtere Alternative.
Die Ănderung in der Planung steht nicht im Widerspruch zu der Entscheidung der Stadtverordneten, es dĂŒrfe kein belastetes Material aus der bewohnten Altlast auf dem Sodabuckel gebracht werden. Die vergiftete Erde aus den bewohnten GrundstĂŒcken wird selbstverstĂ€ndlich mit Lastwagen in Deponien gefahren und dort entsorgt. Lediglich das Material, das vom Sodobuckel selbst kommt (also nicht aus der bewohnten Altlast), wird an eine andere Stelle auf dem Sodabuckel verlagert.
Im Ăbrigen wird genau das auch das Prinzip der geplanten Sicherung des Sodabuckels sein, fĂŒr die die Stadt verantwortlich ist: An den RĂ€ndern wird man Erde abtragen und in die Mitte bringen mĂŒssen, damit eine Halbkugel entsteht, von der aus das Wasser ablaufen kann. Auf den so modellierten HĂŒgel kommt ein Vlies und saubere Erde. Je dicker diese Erdschicht ist, desto teurer ist die Sanierung, aber desto vielfĂ€ltiger sind die Nutzungsmöglichkeiten fĂŒr den neuen Sodabuckel. Hier entscheidet sich beispielsweise, ob es wieder einen Wald geben kann oder nicht.
Der Sodabuckel steht nun auf der Tagesordnung
Nachdem die lokale Politik der Sanierung des Sodabuckels lange Zeit wenig Beachtung schenkte, hat sich nicht nur mit der Dioxinwall-Lösung einiges getan. Wir gehen davon aus, dass dazu ein Beschluss des Ortsbeirats beigetragen hat – und ein Brief des Projektbeirats mit deutlichen Worten an die Stadtverordneten. Damals stellten wir drei Fordungen:
Wir erwarten, dass die Stadtverordnenten
– sich informieren und sich in das Thema Altlastensanierung grĂŒndlich einarbeiten. Wichtig ist in diesem Zusammenhang der stĂ€dtische Arbeitskreis Altlasten, der von der Politik ernst genommen werden muss – und nicht etwa abgeschafft gehört,
– zĂŒgig eine Strategie ausarbeiten, wie es mit dem Sodabuckel weitergeht,
– den Neuschlösser BĂŒrgern einen Zeitplan prĂ€sentieren, aus dem zuverlĂ€ssig hervorgeht, wann der Sodabuckel gesichert wird – damit das GefĂ€hrdungspotenzial verschwindet.
Inzwischen arbeitet die Stadtverwaltung an der Sanierungsplanung, und die Stadtverordneten haben entsprechende Mittel im kommunalen Haushalt dafĂŒr zur VerfĂŒgung gestellt. Auch ein Zeitplan liegt vor, wie der Sanierungsfachmann der Stadtverwaltung, Stephan Frech, berichtet: Nach seinen Angaben soll die Gesamtsicherung des Sodabuckels im Jahr 2012 beginnen. Damit sind wir heute entscheidend weiter als vor einem Jahr. Nur der Arbeitskreis Altlasten wird nach wie vor zu wenig ernst genommen – er tagt kaum mehr.