„Auf dem Bau ist nichts unmöglich!“

Im Namen von Ortsbeirat, Projektbeirat und Verein Altlasten Neuschloß stellte Carola Biehal beim Festakt zum baldigen Abschluss der Sanierungsarbeiten fest: „Heute ist ein ganz besonderer Tag!“ Wir dokumentieren ihr Grußwort.

Jahrzehnte sind vergangen, seit sich die ersten Hinweise im Jahre 1988 auf massive Bodenkontaminationen in Neuschloß bestätigten. Nun liegt vieles hinter uns.

Ganz am Anfang
• die Angst vor dem Ungewissen,
• das Erkennen und Annehmen der Gefahr.

Dann
• die langjährige Erkundung und die immer wieder veränderte Darstellung der Gefahr,
• die Auseinandersetzung mit dem Hessischen Abfallgesetz, mit dem Hessischen Altlastengesetz (ab 1989) und letztendlich mit dem Bundesbodenschutzgesetz (01.03.1999),
• die Gründung des Projektbeirats im Jahre 1995, basierend auf dem hessischen Altlastengesetz. Er wurde als einziger Projektbeirat in Hessen öffentlich gewählt und wird auch durch die Gesetzesänderung der Einzige in dieser Form bleiben. Schade, weil dadurch die Synergieeffekte eines Erfolgsmodels nicht mehr genutzt werden können.

Dann
• die Gespräche, Anhörungen und Diskussionen zum Sanierungsplan,
• der Kampf um unsere Existenz,
• der Kampf um unsere Gesundheit,
• die Streitgespräche um die Höhe der Eingriffswerte,
• die Ausarbeitung der rechtlichen Grundlagen zum Sanierungsvertrag und die daraus folgenden Verhandlungen mit den Behörden,
• viele Behördenarbeitskreissitzungen, mit zum Teil heftigen Streitgesprächen.

Dann
• die Gründung des Altlastenvereins. Als juristische Person stellt er den Vertragspartner für den allgemeinen Sanierungsvertrag dar,
• und schließlich die Unterzeichnung des Sanierungsvertrags.

Damals waren wir erleichtert, endlich die Grundlagen zur Sanierung unserer Grundstücke rechtlich abgesichert zu haben. Aber ein flaues Gefühl vor dem Unvorhersehbaren blieb bestehen.

Nun folgten die oftmals über Monate andauernde Verhandlungen bezüglich der Einzelvereinbarungen des eigenen Grundstückes. Bis ins Detail musste festgelegt werden, wie die Grundstücke nach der Sanierung wiederhergestellt werden -und das zwei bis drei Jahre im Voraus.

Mit der Pilotsanierung, im Jahre 2003, begann der schwierigste Weg für uns, den Bewohnern der kontaminierten Grundstücke. Das hessische Altlastengesetz bezeichnet sie als Zustandsstörer. Aber wer stört, wer wird gestört oder was hat stört? Grundstückseigentümer, Hausbewohner, Betroffene, Mitarbeiter der Behörden, die Verantwortlichen der Sanierungsfirmen, Bauarbeiter, Maschinen, Lärm, Staub, in den ersten Sanierungsabschnitten die Folie ums Haus, das Zittern der Häuser?

In jedem Sanierungsabschnitt gab es viele, immer wieder andere Probleme. Aber weniger bei der Sanierung (wenn man vom Anbohren der Gasleitung absieht), als bei der Wiederherstellung, die eine reine Baumaßnahme darstellt. Aber wie sagt man so schön? „Auf dem Bau ist nichts unmöglich!“ Und so ist es, wir haben es erlebt und erleben es noch:
• Nerven lagen blank,
• Emotionen wurden frei gesetzt,
• laute Auseinandersetzungen folgten,
• Tränen sind geflossen.

Aber Lösungen wurden gefunden, manchmal Kompromisse, manchmal hat auch unsere rechtliche Vertretung zum Ziel geführt. Alles in Allem können wir heute sagen, die Angst, die Ungewissheit, der Krach, die Wiederherstellungsprobleme und der damit verbunden Ärger sind wirklich nur vorübergehend.

Gehen wir durch die Straßen der ersten drei Sanierungsabschnitte und teilweise auch schon im vierten, so sehen wir eine neu gestaltete Siedlung. Viele Neuschlößer haben die Gelegenheit genutzt zu modernisieren, einige auch an- oder umzubauen. Wir können stolz sein, denn das war das einzig Gute an der Altlast.

Unsere Gärten sind nun frei von Schwermetallen und Dioxinen. Nur durch den unermüdlichen Einsatz Aller konnte dieses Sanierungskonzept so umgesetzt werden! Und deshalb möchte ich mich im Namen der Neuschlößer Bürger bedanken:
• bei den politischen Vertretern aller Parteien, die uns in der Anfangsphase besonders unterstützt haben und die Sanierung überhaupt möglich gemacht haben. Denn wir wissen, dass hier der politische Wille gezählt hat,
• bei unserem heutigen Bürgermeister, Erich Maier, der immer zu seinem Wort gestanden hat,
• bei den Vertretern der Behörden, die es nicht immer leicht mit uns hatten,
• bei den Mitarbeiter des Bürgerbüros, die als Vermittler eine große Aufgabe hatten und haben,
• bei den Mitarbeitern von CDM, dem Ingenieurbüro, die vom ersten Gutachten bis heute die Sanierung begleiten,
• bei allen ausführenden Firmen, für die die Aufgabe immer wieder eine Herausforderung war,
• bei allen Arbeiter, die hier waren. Manchmal gab es auch Kuchen und Kaffee, so dass man uns Neuschlösser auch liebevoll in Erinnerung behalten könnte,
• bei den Mitarbeitern der Sanierungsfirma HIM-ASG, als Stellvertreter für alle der Projektleiter vor Ort, Ulrich Urban. Er hat so viele Stunden in und für Neuschloß verbracht, dass er eigentlich schon ein Neuschlößer ist,
• und last but not least bei den Mitstreitern im Ortsbeirat und PAN-Altlastenverein. Besonders möchte ich hier Herrn Ohl, Herrn Peter, Herrn Kirmeier und Herrn Lenhardt erwähnen.